Dienstag, 18. März 2014

Help, I've got nothing to wear!

Kaum hält man ihn in den Händen, den positiven Schwangerschaftstest, nimmt man sich ganz viel vor:
Man wird die beste Mutter der Welt - mindestens! Man wird immer geduldig und freundlich sein, das Kind auf nur jede denkbare, menschenmögliche Weise fördern, den Haushalt mit links erledigen, auf keinen Fall den Partner vernachlässigen und dabei immer aussehen wie frisch aus dem Ei gepellt und nach Rosen duften. Kinderspiel - schließlich machen es uns die strahlenden Wonderwomen in Werbung und Film auch regelmäßig vor. Auch ich hatte diese Vorsätze, wohlgemerkt noch VOR der Geburt. Und dann: Reality kicks in! Aber sowas von. Das merkt man spätestens dann, wenn man kein einziges Kleidungsstück ohne Breiflecken mehr im Schrank hat und sich dabei ertappt, wie man bereits getragene Shirts wieder aus der Schmutzwäsche zieht, um diese, nach einem Geruchstest, den sonst eigentlich nur die Männer praktizieren, wieder zu reaktivieren. Zum Wäschewaschen war halt mal wieder keine Zeit. Oder wenn man froh ist, es geschafft zu haben, sich die Haare zu waschen, wohingegen man früher nicht mal ungeschminkt zum Briefkasten gegangen wäre. Früher, also noch zu Pre-Baby-Zeiten, wäre ich beim Gedanken an solche Szenarien erschaudert, hätte vielleicht sogar insgeheim noch gedacht, dass jene Frauen sich gehen lassen oder einfach schlecht im Organisieren sind. Bis man dann selbst in der Situation steckt. So habe ich mich früher immer über Mütter gewundert, die überall verkünden, wie viele Kindersachen sie für ihre Sprösslinge kaufen, aber schon seit Ewigkeiten nicht mehr für sich selbst shoppen waren. Früher hätte ich das nicht verstanden, mittlerweile schon. Es wundert mich auch nicht mehr, wenn ich in den USA Stunden in einer Outlet-Mall verbringen kann, stapelweise Kindersachen bei Carter's und Oshkosh kaufe, aber kein einziges, nicht ein einziges Teil für mich selbst mitnehme. Irgendwie ist das nicht mehr so wichtig, dafür freut es mich aber ungemein, wenn ich wieder was Süßes für den Kleinen gefunden habe. Das heißt jetzt nicht, dass ich seitdem ich Mama bin, herumlaufe, wie die Wacht am Rhein, (zumindest hoffe ich das), und ich habe ja auch genügend Klamotten im Schrank. Wahrscheinlich sogar viel zu viel, sodass mir eine kleine Konsumpause sogar ganz gut tut. Aber Kindersachen aussuchen macht einfach richtig viel Spaß.
Meiner Meinung nach soll mein Sohn auch tatsächlich so aussehen, wie ein Kind: Bunte Shirts, freche Aufdrucke, jede Menge Tiere, ruhig auch mal ein Bärchen hier und da und Latzhosen, mit denen man auch mal im Matsch buddeln kann. Keine Mini-Ralph-Lauren Pullunder oder Lacoste-Polos, schließlich soll er mit knapp zwei noch nicht mit einem Finanzbeamten oder BWLer im Miniaturformat verwechselt werden. :-)
Noch mehr Spaß, als Sachen zu kaufen, macht es, Kindersachen selbst zu nähen. Und das ist gar nicht so schwer, wie es aussieht. Mittlerweile gibt es sehr gute und verständliche Ebooks und Schnittmuster. Ich mag die Ebooks von Klimperklein sehr gerne, z.B. das Mützen-Schnittmuster oder auch das Raglanshirt.

Für solch ein Kindershirt braucht man eine Vorlage, also das Schnittmuster, das man zunächst ausdrucken, ausschneiden und zusammenkleben muss. Was die Stoffe betrifft, so arbeite ich sehr gerne mit weichem Baumwolljersey. Für ein Shirt nehme ich gerne unterschiedliche Muster für Ärmel und Vorder- und Rückseite. Am Halsausschnitt und an den Ärmel braucht man ein Bündchen, wofür sich ein etwas stabilerer Bündchenstoff sehr gut eignet. Hat man alle Stoffteile zugeschnitten, ist eigentlich schon der größte Teil der Arbeit getan. Das Zusammennähen ist nämlich denkbar einfach: Man beginnt mit dem Vorderteil und näht dann gegen den Uhrzeigersinn jeweils Ärmel, Rückenteil und dann den zweiten Ärmel an. Zum Nähen von Jerseystoffen sollte man einen elastischen Nähmaschinenstich verwenden, da sich der Stoff sonst verziehen kann oder wellig wird. Zum Schluss werden dann noch die Bündchen angenäht und die Unterkante wird gesäumt. Geübte Näher brauchen für ein Shirt (inklusive Zuschneiden) ca. 1 bis 1,5 Stunden netto, also ohne, dass da einer neben einem steht, der an einem herumzupft und lautstark dazu auffordert, seinen Schnulli zu suchen oder den Grüffelo vorzulesen. Meistens schneide ich Stoffe für mehrere Shirts in einem Rutsch zu. Das Nähen mache ich dann oftmals an einem anderen Tag. Heute habe ich zum Beispiel drei Shirts zusammengenäht. Jetzt hat Jakob drei neue Pullis, bzw. zwei, denn eines der Shirts schenken wir seinem besten Kumpel.
Wer Lust hat, selbst einmal ein Kindershirt zu nähen, kann sich ja mal ein entsprechendes Ebook heraussuchen. Falls Fragen aufkommen, helfe ich sehr gerne weiter.
Und demnächst nähe ich mir dann auch mal was für mich - schließlich darf man sich ja auch als Mama nicht gehen lassen. :-)